KOPFPLATZEN – Ein Film von Savaş Ceviz DE 2019

VIER FRAGEN AN MAX RIEMELT

Wie kamst Du zu dem Projekt und was hat Dich daran gereizt?

Über die langjährige Freundschaft mit Savaş habe ich schon früh von der Idee zu dem Projekt erfahren und kenne den langwierigen Entstehungsprozess. Damit habe ich mich über einen größeren Zeitraum immer wieder mit dem Thema und dem Skript in den verschiedenen Entwicklungsphasen auseinandergesetzt, bis ich letztendlich die Rolle übernommen habe. Das war keine schnelle oder einfache Entscheidung.
Es ging für mich bei dem Projekt darum, eine Person zu spielen, die durch ihre Veranlagung total isoliert ist und der es auch durch die gesellschaftliche Tabuisierung des Themas und die damit verbundene Ausgrenzung schwerfällt, sich zu öffnen, Hilfe zu suchen und zu erhalten. Die Schwierigkeit bestand dabei vor allem darin, die Figur so zu gestalten, dass sie nicht von vornherein unsympathisch wirkt, und dadurch eine Brücke zu bauen, die es dem Zuschauer erlaubt, sich mit den Fakten auseinanderzusetzen, ohne direkt zu urteilen. Dabei ging es nicht um eine Solidarisierung mit Betroffenen, die eine solche Veranlagung haben, sondern um einen Einblick in eine bestimmte Realität, ohne vorgefertigte Antworten oder Lösungen vorzugeben.

Hattest Du Bedenken, eine pädosexuelle Figur zu spielen?

Manche Menschen ziehen keine Grenzen zwischen den Figuren und den Darstellern, die sie spielen. Dadurch besteht immer die Gefahr, mit der Person, die man verkörpert, undifferenziert verbunden zu werden. Die schauspielerische Herausforderung war, das Innenleben einer zwischen ihrer Neigung und ihrer moralischen Verantwortung zerrissenen Figur darzustellen. Fragen wie „Ist es besser, einen Mörder, einen Nazi oder einen Pädosexuellen zu spielen?“ stellen sich für mich als Schauspieler dabei nicht, da ich immer wertfrei in eine Figur eintauchen können muss. Die moralische Einordnung bzw. Bewertung muss sich für den Einzelnen aus dem Kontext der Geschichte ergeben und nicht aus meinem Spiel.

Was war Dir bei der Darstellung der Figur besonders wichtig?

Mir war es wichtig, der Verantwortung, die mit diesem Thema verbunden ist, gerecht zu werden, indem ich mich ernsthaft mit den daraus ergebenden Fragen auseinandergesetzt habe. Ich wollte den Zuschauern durch ein eher zurückgenommenes Spiel Raum für eigene Fragen und Gedanken lassen, um daraus eine individuelle Haltung zum Thema zu entwickeln.

Gab es am Set viele Gespräche zwischen Dir, Regisseur Savaş Ceviz und dem jungen Arthur-Darsteller Oskar Netzel?

Da ich mit Savaş schon im Vorfeld viele Gespräche geführt habe, ging es während der Dreharbeiten um eine konzen­trierte Arbeit, um den Film in der vorgegebenen Zeit umsetzen zu können.
Oskar habe ich bereits im Casting kennengelernt. Dabei war schnell klar, dass er neben seiner schauspielerischen Begabung auch das Verständnis mitbrachte, um diese Rolle zu übernehmen. Seine Eltern haben ihn gut auf das Thema vorbereitet, begleitet und beschützt. Auch das war ein wichtiger Aspekt für mich: zu sehen, dass es hier nicht um die Verwirklichung eigener Träume der Eltern, sondern um die behutsame Unterstützung der Spielfreude von Oskar geht.

KOPFPLATZEN

Produktionsland/-jahr: Deutschland 2019

Filmgattung: Drama
FSK-Freigabe: 16
Laufzeit: ca. 99 Min

Sprachen/Tonformat: diverse
Untertitel: optional – Deutsch

Verleih Edition Salzgeber